Wie kommt der Strom sicher und zuverlässig in die Steckdose? 

Wir haben nachgefragt bei …

... Dierk Schönwald, Projektleiter Cable & Civil bei TenneT

33 Jahre |  Maschinenbauingenieur | seit 2020 bei SuedLink | 2015 bis 2020: stellv. Projektleiter Kabel bei NordLink 

Herr Schönwald, warum sind die technischen Anlagen für den sicheren Betrieb von SuedLink so wichtig?

Die Windstromleitung SuedLink verläuft mit einer Länge von rund 700 Kilometern unterirdisch einmal quer durch Deutschland. Das ist eine Dimension, die wir bei Netzausbauvorhaben europaweit noch nie hatten. Vor allem die Kabelabschnittsstationen sind ein Novum und bei dieser Kabellänge für den sicheren und zuverlässigen Betrieb unbedingt notwendig. Mit ihnen orten wir Kabelfehler viel präziser und müssen im Schadensfall nur einen kleinen Teil des Kabels freilegen. So sind wir viel schneller wieder am Netz. Die Anlagen sorgen außerdem dafür, dass wir die Kabel lange betreiben können und Stillstandzeiten minimieren.

Wie genau greifen die Systeme ineinander, wenn beispielweise eine Muffe ausfällt?

Tritt ein Kabelfehler an einer Muffe auf – das heißt, an einer Verbindungsstelle von zwei Kabelabschnitten –, dann greift der Schutzmechanismus des Konverters und das Kabel fällt zunächst aus. Jetzt muss es schnell gehen und der Fehler geortet werden: Die Kabelabschnittsstationen kommen ins Spiel. Sie sind mit einer TDR-Messung (time domain reflectometry) ausgestattet, mit der wir einen Kabelabschnitt zwischen zwei Stationen überprüfen können. Sie geben einen elektrischen Impuls in das Kabel ab, der an der Fehlerstelle reflektiert wird. Über die Zeitdauer, die der Impuls benötigt, um zurückgeworfen zu werden, können wir erkennen, wo in etwa der Fehler liegt.

Dabei zeigen die integrierten optischen Systeme in den Lichtwellenleitern ihr Können. Sie sorgen für eine kontinuierliche Überwachung, so dass wir die Schadstellen ausbessern können. Ein speziell geschulter Reparaturtrupp rückt an, um die Muffe auszugraben und zu reparieren. Die Lichtwellenleiter-Zwischenstationen machen eine Ortung erst möglich: Sie sorgen dafür, dass das Signal der Lichtwellenleiter entlang des gesamten SuedLink regelmäßig verstärkt und erneut in die Lichtwellenleiter eingespeist wird.

Die direkt ins Kabel integrierten optische Fasern – sogenannte Lichtwellenleiter – tragen dazu bei, mögliche Schadstellen frühzeitig zu bemerken. 

Was unternehmen Sie, dass es erst gar nicht zu Störungen im Kabel kommt?

Natürlich versuchen wir, Fehler bereits im Vorfeld zu verhindern. Dazu führen wir unterschiedliche Tests durch, etwa den neuen ACDP-Test (alternate current partial discharge). Anders als bei der klassischen DC-Prüfung (direct current - Gleichstrom) – die wir natürlich weiterhin durchführen – nutzt dieser Test Wechselstrom. So können wir weitere Fehler im Kabel entdecken, bevor es in den Betrieb geht. Insbesondere die Muffen sind später im Betrieb eine Schwachstelle – ein Grund, warum wir versuchen, wenige Muffen zu setzen; aktuell ist das im Abstand von bis zu 1.950 Metern möglich.

Zur Prävention und Instandhaltung sind die Lichtwellenleiter enorm wichtig. Mit ihnen können wir vorzeitig schadhafte Stellen erkennen und beheben. Das System überwacht dauerhaft mittels akustischer und Temperatur-Messungen die gesamte SuedLink-Strecke und meldet zum Bespiel, wenn eine Kabelstelle einen Temperaturgrenzwert übersteigt. Dann kann es sein, dass die Ummantelung der Kabel beschädigt ist und das Kabel kurz vor dem Ausfall steht. Solche Anomalien, die zum Glück sehr selten sind, beheben wir zum Beispiel im Rahmen des regulären Konverter-Services.

Vielen Dank für das Gespräch!